Von unterwegs den Backofen einschalten, der dann selbst entscheidet, welches Programm das Abendessen zum Genuss führt oder sich ein Foto des Kühlschrankinhalts aufs Handy schicken lassen – Gerätehersteller wie Siemens, Gaggenau und Miele bauen die Funktionen ihrer Geräte für die Smart Kitchen stetig aus. Was gibt der Markt im Bereich der Smart Kitchen aktuell her und wo liegen die Nachteile? Ein Überblick.
Laut einer Studie von Accenture und Google soll die Nutzung des Smart Home allein im technikaffinen Japan bis 2023 um stolze 35 Prozent wachsen. Fest steht, dass die Küchentrends der letzten Jahre auch in Deutschland und Österreich zunehmend in Richtung der Smart Kitchen gehen. Was haben die Gerätehersteller für die intelligente Küche hierzulande aktuell schon zu bieten?
Zentrale Steuerung aller Smart Devices mit Gestik und Sprache
Eine geräteübergreifende Schaltzentrale ist das Smart Kitchen Dock von Siemens: Mit Hilfe der intuitiven Leitstelle lassen sich alle smarten Küchengeräte mittels Spracherkennung und Gestensteuerung bedienen. Vier Mikrofone nehmen aus jedem Winkel der Küche Anweisungen entgegen – trotz laufender Küchenumgebung. Küchengeräusche wie Zischen, Dampfen, Dunstabzug & Co. werden dank einer von Siemens eigens entwickelten Technologie ausgeblendet.
Hinzu kommt eine kluge Interaktion mit dem Smart Device über Gestensteuerung: Inhalte können durch Fingerbewegungen und Wischgesten in der Luft weitergescrollt oder angeklickt werden. So entfällt das unbeholfene Tippen mit fettverschmierten oder nassen Fingern im laufenden Küchenbetrieb.
Kommen wir nun zu den smarten Fähigkeiten der beliebtesten Küchengeräte im Überblick:
Backofen
Backöfen hochwertiger Gerätehersteller wie Siemens, Bosch, Miele, Samsung oder V-ZUG lassen sich von unterwegs mit dem Smartphone steuern und sorgen zunehmend automatisiert dafür, dass das Gargut perfekt gelingt. Nutzer können unterwegs in Rezeptdatenbanken stöbern, den Ofen vorheizen und mit den richtigen Einstellungen vorbereiten. Während des Backens verhindern intelligente Sensoren, dass Gerichte anbrennen und liefern damit sozusagen eine „Gelinggarantie“. Der Siemens-Backofen iQ700 lässt sich auf Wunsch auch per Sprachbefehl öffnen.
Die neuen Miele-Backöfen erkennen mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI), welches Gericht in den Ofen geschoben wurde – und passen Temperatur und Garzeit automatisch an. Zum Launch konnte der Ofen immerhin rund 20 Speisen erkennen, Tendenz steigend.
Samsung liefert in seiner SmartThings-App Rezeptvorschläge je nach Wunschzutaten, die vom Smartphone direkt an den Ofen gesendet werden. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung unterstützt bei der Vorbereitung, während der Ofen die passenden Einstellungen selbstständig vorbereitet.
Induktionskochfeld
Künstliche Intelligenz kommt auch auf dem Herd zum Einsatz: Induktionskochfelder wie das inductionAir Plus von Siemens verfügen über eine smarte Temperatursteuerung, die Anbrennen verhindert. Intelligente Sensoren erkennen, was sich beim Braten und Kochen in Topf und Pfanne befindet und halten die richtige Temperatur konstant. Ein digitaler Kochassistent sendet die Einstellungen für das Lieblingsrezept aus der Home Connect-App heraus direkt an das Kochfeld.
Kochfelder wie das freeInduction Plus von Siemens oder das Vollflächen-Induktionsfeld von Gaggenau erkennen außerdem automatisch Anzahl, Größe und Position der Töpfe und Pfannen, sodass das Kochgeschirr frei an der Oberfläche platziert werden kann. Hitze entsteht dann genau dort, wo sie gebraucht wird.
Dunstabzug

Auch der Dunstabzug nimmt Nutzern immer mehr Arbeit in der Küche ab: Beim activeLight-Kochfeld von Siemens passt ein integrierter Luftgütesensor die Leistung der Haube an den aufsteigenden Kochdunst an – und das manuelle Regulieren der Abzugsleistung entfällt.
Einige smarte Dunstabzugshauben sind außerdem in der Lage, die Kochstelle zu beleuchten: Der ausfahrbare Tischlüfter glassdraftAir von Bosch hält zum Beispiel 256 LED-Farben bereit. So wird nicht nur die Kochstelle erhellt, sondern beim anschließenden Beisammensitzen am Tisch auch gemütliches Licht erzeugt. Gesteuert wird die Funktion über die Home Connect-App.
Eine weitere, smarte Funktion hat Miele entwickelt: Die futuristisch designte Umlufthaube Aura 4.0 Ambient sorgt nicht nur für frische Luft am Kochfeld, sondern misst zusätzlich die Luftfeuchtigkeit im Raum. Das Gerät absorbiert einen Teil der Feuchtigkeit, die beim Kochen entsteht, und gibt sie bei trockener Raumluft automatisch wieder zurück. Den dafür geeigneten Zeitpunkt wählt ein Sensor, der sowohl die Temperatur als auch die Luftfeuchte ermittelt und in Intervallen das Gebläse aktiviert.
Spülmaschine
Der Geschirrspüler spricht ab sofort mit uns. Er fragt, ob der Spülvorgang zur Zufriedenheit verlaufen ist oder ob alle Gläser so sauber seien wie gewünscht. Was futuristisch klingt, wird in Küchen, die mit der neuen Version des iQ700 von Siemens ausgestattet sind, greifbare Realität. Je mehr wir mit dem Gerät kommunizieren, desto genauer passt es sein Handeln auf unsere Bedürfnisse an.
Eindrucksvoll ist auch die nie dagewesene Intelligenz der neuen Spülmaschinengeneration von Bosch: Das Programm Easy Start erkennt automatisch den Grad der Verschmutzung, wägt die Beladung der Maschine ab und stimmt das Spülprogramm optimal darauf ab.
Auch die neuen Geräte von Miele nehmen Nutzern viele Handgriffe ab: Über die AutoStart-Funktion lässt sich die Spülmaschine immer zu festen Zeiten aktivieren. Miele-Maschinen entscheiden sich zudem automatisch für das richtige Spülprogramm.
Wer ein Miele-Gerät mit AutoDos wählt, muss zudem nicht mehr an das Befüllen mit Tabs denken: Einmal eingefüllt, zieht sich die Maschine den Reiniger selbstständig und gibt rechtzeitig Bescheid, wenn die Vorräte zur Neige gehen. Über eine App haben Nutzer den Stand stets im Blick. Selbstverständlich lassen sich die Geräte mit den dazugehörigen Apps auch bequem von unterwegs aus steuern.
Kühlschrank

Kühlschränke zählen zu den smartesten Geräten im Küchenraum. Kameras ermöglichen jederzeit einen Blick ins Innenleben, der über Apps abrufbar ist. Kurz von unterwegs die Vorräte checken: kein Problem. Auf Wunsch erledigen moderne Geräte den Einkauf zur Neige gehender Lebensmittel gleich selbst. Siemens-Kühlschränke verraten über die Home Connect-App außerdem, wie Lebensmittel optimal zu lagern sind oder ob die Kühlschranktür versehentlich offengelassen wurde.
Einen Spion-Blick ins Innere gewähren auch Kühlschränke von LG: Ein sanftes Tippen von außen genügt, um den Blick durch die geschlossene Kühlschranktür freizugeben.
Bei Samsung ist der Kühlschrank nicht nur zum Kühlen da. Der Family Hub geht weit über das Lagern von Lebensmitteln hinaus. Die Grundidee: Der Kühlschrank ist der Ort, den praktisch jedes Haushaltsmitglied mindestens einmal am Tag aufsucht. Der großzügige Touchscreen auf der Tür des vernetzten Kühlgeräts fungiert dementsprechend als Familien-Organizer mit Kalender und der Möglichkeit, Notizen zu hinterlassen.
Zusätzlich ersetzt der smarte Kühlschrank das heimische Entertainment-System: Er spielt Fernsehprogramm und Musik von kompatiblen Geräten ab. Besonders in kleinen Appartements mit offenen Wohnküchen bieten solche Multifunktionsgeräte einen besonders praktischen Nutzen.
Armatur
Die Armatur eUnit von Dornbracht erkennt ihren Besitzer per intelligenter Sprachsteuerung – und stimmt ihr Verhalten individuell auf dessen Vorlieben ab. Über eine Schnittstelle zu smarten Sprachassistenten wie Alexa oder Google Home können gesprochene Befehle an die Armatur gerichtet werden. Aus „Küche vorbereiten“ wird dann ein Befehl, der das Licht über der Arbeitsplatte anschaltet und die Armatur zum Leben erweckt; „wasche Salat“ ist wiederum der Startschuss für die Armatur, das Spülbecken mit Wasser zu befüllen.
Reparatur

Die Annehmlichkeiten der Smart Kitchen manifestieren sich nicht nur in den intelligenten Funktionen, die den Kochalltag bereichern. Auch das Thema Reparatur und Wartung wird durch vernetzte Geräte einfacher: eine technische Entwicklung, mit der sich sicherlich auch Smart Home-Skeptiker anfreunden können. Alle vernetzungsfähigen Geräte, unter anderem von Bosch, Siemens, Gaggenau und Neff, lassen sich mittlerweile per Fernwartung von Experten durchleuchten.
Wo liegen die Probleme der Smart Kitchen?
Die Möglichkeit, Geräte untereinander zu vernetzen und ihre Funktionen aufeinander abzustimmen, ist sicherlich einer der größten Vorteile der Smart Kitchen. Die Technologie dahinter: IFTTT, kurz für „If This, Then That“. Damit können individuelle Regeln erstellt werden – etwa dass die smarte Leuchte aufblinken soll, wenn das Lieblingsessen im Backofen fertig ist oder die Spülmaschine erst dann startet, wenn alle Familienmitglieder das Haus verlassen haben.
Dabei gibt es allerdings ein Problem – zumindest, wenn man sich nicht auf einen Gerätehersteller festlegen möchte. Um alle intelligenten Devices miteinander zu verbinden, müssen Nutzer sich aktuell für eine Marke und deren technische Infrastruktur, allem voran die App zur Steuerung, entscheiden. Immerhin bietet der BSH-Konzern, unter dessen Dach sich hochwertige Marken wie Bosch, Siemens, Neff und Gaggenau bündeln, mit der Home Connect-App eine gemeinsame Basis. Eine Partnerschaft zwischen den Technik-Riesen Samsung und Bosch ermöglicht es Nutzern in Zukunft sogar, die Geräte der Hersteller in einer einzigen technischen Infrastruktur zu verwalten.
Wirft man einen Blick auf internationale Umfragen, dürfte das Thema Smart Home in der Zukunft noch weiter wachsen – und sich auf weitere Lebensbereiche ausweiten. So lassen sich Haustiere beispielsweise schon jetzt über intelligente Geräte von unterwegs aus beobachten, ansprechen und füttern. Auch Kochroboter, die selbstständig ganze Gerichte zubereiten, sind in US-amerikanischen Restaurants bereits im Einsatz. Die Smart Kitchen hält also offenbar noch einige Innovationen bereit – wir dürfen gespannt sein.
Julia Dau
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