Altersgerechtes Wohnen

Wie Küchen im Alter unterstützen können

Beim Gedanken ans Altern entstehen bei vielen Menschen sprichwörtlich Sorgenfalten – besonders, wenn es um die Frage nach altersgerechtem und selbstbestimmtem Wohnen geht. Doch das muss nicht sein. Gerade in der Küche gibt es kluge wie formschöne Lösungen, um den veränderten Bedürfnissen im Alter gerecht zu werden. Mit einigen Tipps lässt sich der Küchenraum so gestalten, dass das Kochen und Gastgeben auch mit zunehmendem Alter komfortabel und selbstständig gelingt. Von manchen ergonomischen Planungsideen profitieren auch schon jüngere Küchenbesitzer.

Vor der Planung der altersgerechten Küche sollte die Finanzierung geklärt werden: Informieren Sie sich vorab bei der Pflege- und Krankenkasse, welche Kosten übernommen werden. So kann das Budget klug kalkuliert und im Küchenstudio sinnvoll eingesetzt werden.

Wird die Küche neu geplant, sollte das größte Augenmerk auf einer ergonomischen und kräftesparenden Anordnung liegen. Orientieren Sie sich dabei am sogenannten Arbeitsdreieck. Dieses bestimmt den Weg zwischen den wichtigsten Zonen in der Küche: Spüle, Herd und Kühlschrank. Die Länge einer Seite des Arbeitsdreicks sollte etwa 1,5 Meter betragen. Insgesamt gilt ein Umfang von 7 Meter für das gesamte Dreieck als optimal und sorgt für maximalen Komfort – nicht nur in der altersgerechten Küche. Für bewegungseingeschränkte Menschen eignen sich Küchen in L-Form am besten: So sind die wichtigsten Bereiche auch mit dem Rollstuhl gut erreichbar. Idealerweise sind alle Tätigkeiten und Arbeitsabläufe ohne längere Wege und mit nur einer Drehbewegung erledigt.

Für die barrierefreie Küche empfehlen sich unterfahrbare Arbeitsflächen, die mit dem Rollstuhl oder anderen Sitzgelegenheiten zugänglich sind. Denken Sie also darüber nach, zumindest stellenweise auf Unterschränke zu verzichten, sodass die wichtigsten Arbeiten wie Vorbereiten, Kochen und Spülen im Sitzen erledigt werden können. In jedem Fall sollten genügend Sitzmöglichkeiten in die Küche integriert werden, zum Beispiel eine verlängerte Küchentheke mit Stühlen oder ein Thekenaufsatz mit Barhockern. Achten Sie darauf, dass die Grundfläche möglichst unverstellt ist, um bequem im Küchenraum navigieren zu können. Gezielt platzierte Haltegriffe sorgen zusätzlich für mehr Sicherheit.

Auch bei der Planung der Schränke sollte auf Erreichbarkeit optimiert werden. Hängeschränke werden am besten möglichst niedrig montiert oder gar mit einem Schienensystem ausgestattet, das sie vertikal verstellbar macht. Eine clevere Idee sind zudem Sockellösungen wie der SpaceStep von Blum, die Tritthilfe und Stauraum miteinander vereinen und Oberschränke leichter zugänglich machen. Schubladen und Auszüge eignen sich generell besser als Schränke mit Türen, da Utensilien deutlich einfacher erreichbar sind.

Eine kluge Lösung für die altersgerechte Küche sind zudem höhenverstellbare Arbeitsplatten oder Kochinseln, etwa von BLANCO oder Team7. So lässt sich die Küche per Knopfdruck auf die verschiedenen Bedürfnisse der Haushaltsmitglieder anpassen – etwa, wenn Rollstuhlfahrer im Haus leben oder gemeinsam mit den Enkeln gekocht wird. Auch jüngere Küchenbesitzer profitieren bereits von einer ergonomischen Arbeitshöhe.

Ergonomie ist auch bei der Anordnung der Küchengeräte wichtig: Ein Backofen auf Brusthöhe ist rückenfreundlich und ermöglicht das sichere Entnehmen heißer Speisen. In jedem Fall sollte der Ofen über Teleskopauszüge verfügen, die beim Herausziehen von Backblechen einrasten und verhindern, dass heiße Bleche Übergewicht bekommen und herausfallen. Noch mehr Komfort bietet hierfür der Slide&Hide® von Neff: Die Backofentür ist komplett unter dem Ofen versenkbar und macht den Garraum noch bequemer zugänglich.

Auch die Spülmaschine lässt sich altersgerecht planen: Geräte von AEG bieten beispielsweise Körbe, die sich nach oben anheben lassen und so das Ausräumen erleichtern.

Altersgerechtes Wohnen
© Kesseböhmer

Moderne Kochfelder sorgen durch kluge Funktionen für mehr Komfort und Sicherheit. Induktionskochfelder minimieren die Verbrennungsgefahr. Die Serie 400 von Gaggenau vereint diese Eigenschaft mit einem integrierten Dunstabzug und haptischen Bedienknebeln an der Schrankfront. Für die barrierefreie Küche eignen sich zudem Kochfelder mit horizontaler Ausrichtung, auf denen alle Kochzonen nebeneinander platziert sind und kein Übergreifen über heiße Töpfe erforderlich ist. Noch mehr Sicherheit bieten Kochfelder mit smarter Technik, beispielsweise das inductionAir Plus von Siemens: Dieses verhindert Überkochen und Anbrennen durch intelligente Sensoren, die das Gargut selbstständig überwachen. Selbst die Lüftungsleistung des integrierten Muldenlüfters wird automatisch angepasst.

Der mitunter am meisten genutzte Platz in der Küche ist das Spülbecken: Etwa 70-mal täglich wird die Wasserstelle im Schnitt aufgesucht. Armaturen mit ausziehbarem Auslauf helfen dabei, alle Winkel des Spülbeckens bequem zu erreichen. Ein Temperaturbegrenzer sorgt dabei für mehr Sicherheit. Zudem gibt es Armaturen mit nach vorne verlängertem Bedienhebel, die auch bei eingeschränkter Mobilität gut erreichbar sind. Auch die Elektrizität sollte in der altersgerechten Küche gut durchdacht sein. Platzieren Sie Lichtschalter und Steckdosen wenn möglich an der Blende unter der Arbeitsplatte oder an der Schrankfront.

Generell gilt: Eine altersgerechte Küchenplanung ist im Fachstudio am besten aufgehoben. Erkundigen Sie sich nach Studios mit ganzheitlicher Planungsleistung, die eventuelle Umbauarbeiten gleich mit übernehmen. Soll die Küche barrierefrei sein und durch die Pflegekasse gefördert werden, muss das Studio die gesetzlichen Vorgaben kennen und diese fachgerecht umsetzen. Fragen Sie also gleich zu Beginn nach, ob das Studio bereits Erfahrung mit altersgerechten Küchen hat. Einige Kreise und Kommunen bieten darüber hinaus individuelle Fördermöglichkeiten für barrierefreies Wohnen an: Haken Sie also bei der Stadt- oder Gemeindeverwaltung nach, welche Möglichkeiten bestehen.

Beschäftigen Sie sich am besten frühzeitig mit dem Gedanken an eine altersgerechte Küche. Sie erhöht die Selbstständigkeit im eigenen Zuhause und ermöglicht auch bei eventueller Pflegebedürftigkeit, länger zuhause wohnen zu bleiben. Und: Von einer einfachen Bedienbarkeit und ergonomischen Gestaltung profitieren Sie auch bereits im Hier und Jetzt.

Julia Dau / Redaktion Küchen&Design Magazin

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