Gas oder Öl, Solar, Pellets oder Erdwärme

Bauherren eines neuen Hauses haben die Qual der Wahl. Am Markt gibt es eine Vielzahl von Systemen und jedes hat seine Vor- und Nachteile. Durch die frühere Energieeinsparverordnung (EnEV), die Anfang November 2021 durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abgelöst wurde, müssen bei Neubauten ohnehin erneuerbare Energien eingebunden werden. So ergeben sich zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten der Technologien.

Angesichts der Vielfalt an Heizsystemen ist es ohne fachliche Beratung allerdings schlichtweg unmöglich, die passende Lösung zu finden. Die EnEV 2016 stellte Bauherren seit 2016 vor neue Herausforderungen, da die energetischen Anforderungen an einen Neubau um 25 Prozent verschärft wurden. Viele Heiztechniken werden diese strengeren Effizienzstandards des heutigen GEG nicht mehr erfüllen können. Das GEG wird aber nicht das Ende von Erdgas, Öl und Co. im Neubau sein.

Der Marktführer unter den Heizsystemen ist mit einem Anteil von ca. 48 Prozent die Gas-Brennwertheizung, beliebt sind auch Wärmepumpen und Solaranlagen. Letztere sind gerade in Kombination mit einer Gasheizung sehr beliebt und ergeben ein gutes Zusammenspiel. Ein geringer Prozentanteil entfällt auf Fernwärme, Pellets und Öl.

Der Heizsystemvergleich mit Vor- und Nachteilen, Kosten und Einsparpotentialen gibt hierfür einen ersten Überblick:

Gas oder Öl, Solar, Pellets oder Erdwärme
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Heizsystemvergleich Teil 1: Gas

Jede zweite Wohnung in Deutschland wird mit einem Gaskessel beheizt. Durch den stetigen Ausbau des Erdgas-Netzes ist ein Gasanschluss nahezu flächendeckend verfügbar. Gas-Brennwertheizungen sind heute beim Neubau wie bei der Modernisierung die in Anschaffung und Verbrauch preiswerte Standardlösung. Die Brennwerttechnik minimiert die Verluste und sorgt dafür, dass der Brennstoff fast vollständig in nutzbare Wärme umgesetzt wird. Im Immobilienbestand gibt es allerdings noch mehr Nachholbedarf. Erst 49,3 Prozent der installierten Gaskessel sind mit der hocheffizienten Brennwerttechnik ausgerüstet.

Kosten & Sparpotential im Heizsystemvergleich

  • Die Erneuerung der Heizanlage durch einen Gas-Brennwertkessel kostet bei einem Einfamilienhaus rund 6.000 bis 10.000 Euro. Je nach Heizungsart könne auch Preise zwischen 12.500 und 18.000 Euro anfallen.
  • Die Brennstoffkosten lagen im Bundesdurchschnitt 2015 bei etwa 6,11 Cent je Kilowattstunde. Hinzu kommt bei den meisten Versorgern eine Grundgebühr für den Erdgasanschluss. Zudem müssen noch Wartungskosten von ca. 100 – 200 € pro Jahr eingeplant werden.

Plus und Minus im Heizsystemvergleich auf einen Blick

  • Hocheffiziente Ausnutzung des Brennstoffs mit Wirkungsgraden nahe 100 Prozent durch Brennwerttechnik
  • Niedrige Anschaffungskosten, schnelle Amortisation der Investition
  • Große Gerätevielfalt, häufig auch mit integriertem (Solar-)Speicher
  • Kein Platzbedarf für Brennstoffbevorratung
  • Überbrückung von Hochpreisphasen durch Vorratshaltung nicht möglich
  • Fossiler Brennstoff mit begrenzten Ressourcen (im Moment geht man davon aus, dass die Erdgas-Vorkommen reichen noch für etwa 64 Jahre reichen) und relativ hohen CO²-Emissionen, bei der Verbrennung 20 bis 30 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid freigesetzt als bei Heizöl.
  • Gefährdung der Versorgungssicherheit bei politischen Konflikten, 47 unterirdische Erdgas-Speicher, die etwa ein Fünftel des Jahresverbrauchs aufnehmen können, sollen die Versorgung auch in Krisenzeiten sichern.
Gas oder Öl, Solar, Pellets oder Erdwärme
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Gas + Solar

Besonders kosteneffizient lassen sich die neuen gesetzlichen Standards des GEG von Bauherren in der Regel durch die Kombination einer Solaranlage mit einem Gas-Brennwertkessel erfüllen. Eine Solaranlage verbraucht keine Brennstoffe, senkt die Energiekosten und steigert den Wert der Immobilie. Solarkollektoren zur Heizungsunterstützung und Warmwasserbereitung sind zuverlässig, effizient und millionenfach erprobt. Allein in Deutschland sind rund zwei Millionen Sonnenheizungen installiert. Die Bundesregierung fördert den Heizungstausch in Bestandsgebäuden mit großzügigen Zuschüssen. Hier lohnt es sich weitere Informationen anzufordern.

Heizsystemvergleich Teil 2: Pellets

Pelletheizungen sind für umweltbewusste Hausbesitzer eine echte Alternative geworden. Durch die Einführung der Pelletkessel kann man mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz heute komfortabel und vollautomatisch heizen. Große Pluspunkte der Pellets sind ihre hervorragende Ökobilanz und die regionale Verfügbarkeit. Am klimafreundlichsten dürfte meist die Kombination einer Solaranlage mit einer Pelletheizung sein.

Kosten & Sparpotential im Heizsystemvergleich

  • Eine Pelletheizung für ein Einfamilienhaus kostet etwa 25.000 bis 40.000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für den Lagerraum oder den Vorratsbehälter.
  • Eine Kilowattstunde kostet umgerechnet knapp 4,8 Cent. Die höheren Anschaffungskosten amortisieren sich ca. nach 9 Jahren. Pelletheizungen haben eine zu erwartende Lebensdauer von mindestens 20 Jahren.

Plus und Minus im Heizsystemvergleich auf einen Blick

  • klimaneutral; CO2-Emissionen bei der Verbrennung nicht höher als das beim Wachstum gebundene CO2
  • Gute Ökobilanz und niedrige Primärenergiewerte
  • Verbrauchskosten meist günstiger als bei fossilen Brennstoffen
  • Brennstoffbevorratung macht gezielten Einkauf in Niedrigpreisphasen möglich
  • Relativ hohe Anschaffungskosten
  • Lagerraum für Pellets erforderlich
  • Preisentwicklung unsicher; heimische Kapazitäten begrenzt
Gas oder Öl, Solar, Pellets oder Erdwärme
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Heizsystemvergleich Teil 3: Öl

Ölkessel waren lange der Heizungs-Klassiker. Ausgedient haben sie auch heute noch nicht. In puncto Effizienz und Umweltfreundlichkeit machen auch die Ölkessel Boden gut. Brennwerttechnik optimiert den Wirkungsgrad, die Beimischung von Bioheizöl verbessert die Ökobilanz. Auch die Kombination mit einer Solaranlage ist problemlos möglich.

Kosten & Sparpotential im Heizsystemvergleich

  • Eine Öl-Brennwertheizung kostet bei einem Einfamilienhaus rund 7.000 bis 10.000 Euro. Hinzu kommen Kosten für den Einbau eines Öltanks.
  • Die Brennstoffkosten liegen im Bundesdurchschnitt bei gut 4,6 Cent je Kilowattstunde; die Preisschwankungen waren in den letzten Jahren relativ hoch.

Plus und Minus im Heizsystemvergleich auf einen Blick

  • Hocheffiziente Ausnutzung des Heizöls mit Wirkungsgraden nahe 100 Prozent durch Brennwerttechnik
  • Anschaffungskosten günstiger als bei regenerativen Heizsystemen
  • Bevorratung macht ggf. gezielten Einkauf in Niedrigpreisphasen möglich
  • Hohe Abhängigkeit von Ölpreisen am Weltmarkt; weiter steigende Preise bei starken Schwankungen wahrscheinlich
  • Ausreichend Platz für Öltank erforderlich
  • Fossiler Brennstoff mit begrenzten Ressourcen und relativ hohen CO2-Emissionen
  • Gefährdung der Versorgungssicherheit bei politischen Konflikten
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Heizsystemvergleich Teil 4: Wärmepumpe

Wenn die Bedingungen stimmen, heizt man mit Wärmepumpen besonders preisgünstig. Wärmepumpen machen die im Erdreich, im Grundwasser und in der Luft gespeicherte Wärme zum Heizen nutzbar. Dazu ist Strom als Antriebsenergie erforderlich. Effiziente Wärmepumpen können aus einer Kilowattstunde Strom mehr als vier Kilowattstunden Wärme gewinnen. Je geringer der Temperaturunterschied zwischen der Wärmequelle und dem Heizsystem ist, desto effektiver funktionieren Wärmepumpen. Sinnvoll ist deswegen die Verwendung einer Flächen- beziehungsweise Fußbodenheizung, da diese mit niedrigen Temperaturen betrieben wird. Das Gebäude sollte auch einen guten Wärmeschutz aufweisen. Daraus ergibt sich, dass Wärmepumpen perfekt zu Neubauten passen.

Kosten & Sparpotential im Heizsystemvergleich

  • Die Verbrauchskosten hängen von der Jahresarbeitszahl (JAZ) und dem Strompreis ab (häufig gibt es vergünstigte Tarife). Durchschnittlich lagen sie bei 22,8 Cent. Z. B.  zahlt man bei einem Strompreis von 20 Cent/kWh und einer JAZ von 4 (1 kWh Strom produziert 4 kWh Wärme) 5,0 Cent je kWh Heizwärme; bei einer JAZ von 3 sind es 6,7 Cent.
  • Die Anschaffungskosten für eine Wärmepumpe sind von der Art der Wärmepumpe abhängig: Luft-Luft-Wärmepumpen kosten zwischen 10.000 – 18.000 €. Wasser-Wasser-Wärmepumpen kosten auch bis zu 22.000 €.

Plus und Minus im Heizsystemvergleich auf einen Blick

  • Bei effizienten Systemen sehr niedrige Verbrauchskosten und günstige CO2-Bilanz
  • Keine Brennstofflagerung, kein Schornstein; geringer Wartungsaufwand
  • Hohe Investitionskosten, auch für die Erschließung der Wärmequelle
  • Bei Altbauten mit hohem Energiebedarf und ohne Flächenheizung nur eingeschränkt geeignet

Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Möglichkeiten der Beheizung. Kamin, Windenergie, Blockheizkraftwerk oder Elektroheizungen sind mögliche Alternativen. Die richtige Wahl ist von vielen Faktoren abhängig. Ohne ausführliche Beratung von einem Fachmann ist eine Entscheidung jedoch kaum möglich.

Regionales Immobilien Journal / Fabian Möbis

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