Bungalows

Wohnkomfort für Jung und Alt

Bungalows erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei Bauherren, vor allem im ländlichen Bereich. Für die Bungalowbauweise gibt es viele Argumente: Als Garten-, Ferien- oder Landhäuser fügen sie sich gut in große, naturbelassene Grundstücke ein. Zusätzlich können sie einen barrierefreien Wohnkomfort ermöglichen.

Häufig lassen sich außerdem großzügige Glasfronten integrieren. Die Zimmergestaltung ist flexibel, da keine zweite Etage berücksichtigt werden muss. Bei Bedarf lassen sich später auch Räume anbauen. Außerdem sind Bungalows oft günstiger als mehrgeschossige Massivhäuser. Hierzulande ist diese Bauform bis in die 1950er Jahre eher unüblich gewesen. Dagegen ist sie in Großbritannien bereits seit dem 18. Jahrhundert bekannt und beliebt.

Vielseitig kombinierbar

Im Deutschen gilt als Bungalow ein freistehendes, eingeschossiges Haus. Ein vorhandener Keller wird dabei nicht als eigenes Geschoss gezählt. Die Bauform wird häufig mit dem charakteristischen Flachdach assoziiert, muss sie per Definition jedoch nicht zwangsläufig besitzen. Auch ein Satteldach ist häufig anzutreffen.

Bei der Realisierung entscheiden sich Bauherren außerdem oft für eine Mischform zwischen klassischem Bungalow und teilweise zweigeschossiger Bauweise: Um Baufläche und -kosten zu sparen, ergänzen Architekten ebenerdige Bungalows häufig auch durch ein kleineres, aufsitzendes Staffelgeschoss. Dabei wird auf dem ersten Geschoss noch eine kleinere, zurückgesetzte Wohnfläche aufgebaut. Die restliche Fläche, die zum Beispiel dann bei einem Flachdach noch vorhanden ist, kann zum Beispiel für eine eigene Dachterrasse genutzt werden. Um die Wohnräume klarer voneinander abtrennen zu können, wird unter Umständen eine kleine, platzsparende Wendeltreppe eingebaut. Diese verbindet das ebenerdige Geschoss mit einem kleineren Aufbau. Auch die Geländeform und der Grundstückspreis erfordern unter Umständen den Aufbau eines zusätzlichen kleineren Nebengeschosses. Bei Hanggrundstücken beispielsweise werden unterhalb des Hauptgeschosses in die Erde gegrabene Nebengeschosse eingebaut.

Bungalows
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Eine kleine Geschichte des Bungalows

Die Vorteile dieser Bauweise wussten die Menschen bereits im historischen Indien und im Südseeraum für sich zu nutzen. Der Begriff „Bungalow” leitete sich ursprünglich aus dem Wort „bangal” der nordindischen Sprachen ab und bedeutet übersetzt schlicht „bengalisches Haus” oder „Landhaus”. Britische Kolonialherren nahmen sich die Bauweise zum Vorbild und entwickelten sie weiter, um die eigenen Sommerhäuser zu errichten. Diese wurden oft großzügig geplant und mit einer breiten Veranda beziehungsweise einem überdachten Anbau zur Gartenfläche über der gesamten Eingangsfront geschmückt. Durch heimgekehrte englische Kolonialisten wurde der Haustyp während des 18. Jahrhunderts schnell in Großbritannien bekannt.

Einen ersten Boom erlebte der moderne Bungalow in den 1910 bis 1930er Jahren in den USA. Zuvor vor allem im ländlichen Raum errichtet, hielt der Bungalow damals auch Einzug in einzelne Stadtviertel. Zumeist wurde er aus einer Holzrahmenkonstruktion errichtet. Auf diese Weise entstanden schnell elegante Reihenhaussiedlungen für Familien. Als Baumaterial für die in den USA typischen Bungalows wird vor allem Holzschindel genutzt. Die Außenwand der sehr schlicht gehaltenen Häuser besteht zumeist aus grobem Stein und Ziegeln. Berühmtheit erlangte der Baustil des „Californian Bungalow”, der in den USA zwischen 1910 und 1925 sowie auch in Australien bis in die 1940er Jahren als beliebtester Bungalowtyp galt.

Ein Ruhepol in der Großstadt

In Deutschland errichteten Architekten in den 1920er und 1930er Jahren Bungalows häufig mit großzügigen Glasfronten. Die Bewohner waren unter Umständen den Blicken neugieriger Nachbarn ausgesetzt. Derart transparent und offen gestaltet, schien die Bauform damit den Ansprüchen vieler Großstädter zu widerstreben. Die Bauform begann erst mit der Internationalen Bauausstellung von 1956, der sogenannten „Interbau”, ihren Siegeszug.

Ab den 1950er Jahren interpretierten Architekten den Bungalow nicht mehr als modernes, gläsernes Fensterhaus, sondern stärker auch als zur Straße komplett abgeschirmten, innerstädtischen Ruhepunkt. Im deutschen Städtebau war der gehobene, anspruchsvolle Bungalow vor allem in den 1960er in Deutschland sehr beliebt. Das prominenteste Beispiel für den „Bungalow-Boom” ist der sogenannte Kanzlerbungalow in Bonn. Er wurde 1963 von Sep Ruf als Repräsentativbau entworfen. Bis 1999 diente er den Bundeskanzlern als Wohn- und Empfangsgebäude.

Auch im Alter gut wohnen

Heute erfreut sich der Bungalow, vor allem aufgrund der sich wandelnden demographischen Lage in Deutschland, sowohl unter privaten Käufern als auch Kapitalanlegern neuer Beliebtheit. Zu verdanken ist das einer stetig wachsenden, doch noch weitestgehend vernachlässigten Zielgruppe: Denn die Zahl der potenziellen Immobilienkäufer über 50 nimmt von Jahr zu Jahr zu. Der Immobilienmarkt jedoch berücksichtigt ihre Bedürfnisse nur am Rande. Gemäß der aktuellen Zahlen der Bundesregierung könnten in 30 Jahren annähernd acht Millionen Deutsche älter als 80 Jahre sein. Das wären doppelt so viele Menschen wie gegenwärtig. Immer mehr von ihnen suchen dabei nach Möglichkeiten, den Lebensabend im eigenen, barrierefreien und komfortablen Haus zu verbringen. Gemäß einer Umfrage der Allianz-Versicherung hat sich fast die Hälfte der Deutschen mit dem Thema „Wohnen im Alter” bereits auseinandergesetzt. Das spezifisch auf Senioren ausgerichtete Immobilienangebot bleibt dagegen noch überschaubar: Laut einer bereits 2011 vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung veröffentlichten Studie besteht hier viel Nachholbedarf. Zahlreiche Wohnungen seien weder barrierearm, geschweige denn barrierefrei. Gerade für ältere Menschen besteht häufig eine erhöhte Unfallgefahr.

Das kann die Lebensqualität im Alter erheblich einschränken, denn Senioren verbringen häufig einen Großteil ihrer Zeit in der Wohnung. Außerdem handelt es sich bei einem Großteil der von ihnen genutzten Immobilien um mehrgeschossige Altbauten. Eine Umgestaltung im Sinne eines komfortablen, altersgerechten Wohnens kann sich hier schnell als sehr zeit- und kostenintensiv erweisen. Doch der zunehmende Anteil älterer Menschen in Deutschland erfordert schnelle Lösungen. Momentan gibt es bundesweit bereits einen Bedarf an 2,5 Millionen altersgerechten Wohnungen.

Bungalows
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Staatliche Unterstützung für altersgerechtes Wohnen

Eine interessante Alternative bietet hier wie wohl kaum eine andere Bauform der klassische, eingeschossige Bungalow. Denn dieser Haustyp kann gerade bei Senioren und gehbehinderten Menschen die Lebensqualität auf einfache Weise erheblich erhöhen. Hier können Bauherren bereits kleine Umbauarbeiten ohne großen Aufwand und zugleich kostengünstig realisieren. Dazu gehört die Angleichung der Wohnfläche auf eine schwellenfreie Ebene oder das Befestigen rutschfester Bodenbeläge. Zudem sollten aber auch die Bewegungsflächen durch Veränderungen des Grundrisses erweitert werden. Beim Bungalow lassen sich, im Vergleich zu anderen, mehrgeschossigen Bauformen, diese Arbeiten leichter umsetzen. Denn dieser bietet tendenziell bereits eine größere Baufläche auf einer Ebene.

Wer dabei gut plant, kann auch mit staatlicher Unterstützung rechnen: Seit April 2012 hat die „Kreditanstalt für Wiederaufbau” (KfW) das „Altersgerechte Haus“ eingeführt und fördert so Barriere reduzierende Maßnahmen im Wohnungsbau. Die Darlehensförderung bezieht sich in erster Linie auf Arbeiten an den Wohnungs- und Gebäudezugängen, Umbauten in der Wohnung sowie dem Umfeld.

Technische Mindeststandards

Voraussetzung für die staatliche Unterstützung ist die Einhaltung technischer Mindeststandards. Sie geben auch einen guten Überblick darüber, welche Kriterien zum Beispiel ein umzubauender Bungalow erfüllen sollte, um älteren Menschen eine hohe Lebensqualität garantieren zu können. Das betrifft sowohl die Wohnraumausstattung sowie unter anderem die Gestaltung von Küche, Bad, Terrassen, Balkon, Eingangsbereich und Zugangswegen. Erforderlich sind nicht allein schwellen- und stufenfreie Grundrisse, sondern auch höhenverstellbare Tische und Arbeitsplatten. Letztere erleichtern gerade Rollstuhlfahrern den Alltag wesentlich. Am wichtigsten bleibt es aber, dass ältere Menschen über genügend Bewegungsfreiheit in den eigenen vier Wänden verfügen.

Beispielsweise sollte die Fläche vor der Eingangstür mindestens 1,50 mal 1,50 Meter oder 1,40 mal 1,70 Meter betragen. Der Zugang zur Wohnung muss stufenlos, frei von Stolperfallen und möglichst beleuchtbar sein, die Türe frei von Schwellen. Ebenso sollte innerhalb der Wohnung im Türbereich ein Mindestmaß an Bewegungsfreiheit garantiert werden können. Wer Schiebetüren einrichten will, kann ebenfalls mit einer Förderung rechnen. Zu berücksichtigen ist bei der Installation unter Umständen, dass große und damit leicht übersehbare Glasflächen die Unfallgefahr erhöhen. Dafür bieten sie eine bessere Beleuchtung der Räume – gerade im Alter kann dies die Lebensqualität deutlich erhöhen. Fenstergriffe müssen dabei im Sinne des KfW-Standards in einer Höhe von 1,30 bis 1,40 Meter angebracht sein.

Bungalows
Musterhaus Elmshorn © Heinz von Heiden GmbH Massivhäuser

Ein besonderes Augenmerk sollte der Badgestaltung gewidmet werden: Denn hier droht zusätzliche Rutsch- und Unfallgefahr. Der KfW-Standard sieht eine minimale Bewegungsfläche von 1,80 und 2,20 Metern vor, unbedingt vorhanden sein sollte eine Sitzmöglichkeit. Um Platz zu gewinnen, genügt es unter Umständen, die Badewanne durch eine bodengleiche Dusche zu ersetzen. Diese sollte mit einem Duschsitz ausgerüstet werden und, ebenso wie die Toilette, über Haltegriffen verfügen. Rollstuhlfahrer benötigen ein unterfahrbares und möglichst höhenverstellbares Waschbecken. Zu beachten ist außerdem, dass eine nach außen aufschlagende Badezimmertür die Bewegungsfreiheit erhöht.

Ähnliches gilt für die Küche: Hier ist insbesondere auf Beinfreiheit unter der Spüle, eine Bewegungsfläche von 1,20 Metern zwischen den Möbeln und genügend Abstellfläche neben Spüle und Herd zu achten.

Diese Investitionen machen sich nicht nur für den eigenen Wohnkomfort bezahlt. Denn sind die eigenen Räume erst einmal altersgerecht umgebaut, lassen sie sich aufgrund der aktuellen Nachfrage häufig zu einer guten Rendite verkaufen. Ein Blick in die Geschichte zeigt auch, welche Formenvielfalt die Bauform Bungalow ermöglichen kann.

Das Gartenhofhaus: Helles, naturnahes Wohnen

Viele Architekten kombinieren beispielsweise die charakteristische Bungalowbauweise seit den 1960er Jahren auch mit dem Atrium, einem allseitig umschlossenen Innenhof. Daraus entstand das sogenannte Gartenhofhaus. Es handelt sich dabei um einen zumeist eingeschossigen Bau, der sich über Eck um einen kompakten Gartenhof legt. An beiden Seiten wird dieser entweder von Mauern oder von angrenzenden, ähnlichen Nachbarhäusern umschlossen. Heute öffnen sich die Atrien dieser freistehenden Bungalows zumeist hin zu einer Gartenseite. Der Innenhof wird als Terrasse genutzt. Einen Vorteil bietet diese Bauweise durch den für Bungalows geringen Baulandverbrauch, denn hier gibt es zahlreiche von der Straße abgeschirmte Freibereiche. Häufig sind diese Gartenhofhäuser und die Bungalows in Deutschland mit einem Flachdach ausgestattet, seltener mit einem Zelt- oder Walmdach.

Problem Grundstücksgröße

Leider bietet die reine Bungalowbauweise nicht nur Vorteile: Eine Herausforderung für Bauherren bleibt die oft geringe Wärmeisolierung, die durch die Nähe von Innen- und Außenbereich verursacht wird. Zudem benötigt ein Bungalow häufig eine große Grundstücksfläche, da die gleiche Quadratmeterzahl an Wohnfläche wie bei einem Einfamilienhaus auf einer Ebene untergebracht werden muss. Die Baukosten können so, gerade bei hohen Grundstückspreisen, schnell in die Höhe klettern.

Hinzu kommt, dass der deutsche Gesetzgeber im Bauplanungsrecht eine sogenannte Grundflächenzahl (GRZ) vorgibt. Diese bezeichnet den prozentualen Anteil der überbauten (dem Haus) sowie aller spezifisch bebauten Flächen (zum Beispiel freiliegende Gartenhäuser, Garagen, Kellerersatzräume und Stellplätze) am Gesamtgrundstück. Um die GRZ zu ermitteln, wird die gesamte Grundstücksfläche durch die Summe der überbauten und spezifisch genutzten Fläche dividiert. Die sich das daraus ergebende Zahl darf nicht überschritten werden. Je nach Baugebiet beträgt diese in Deutschland bis zu 0,8, also 80 Prozent, in Kerngebieten sogar 1,0, also 100 Prozent. Da Bungalows häufig in Kleinhaussiedlungen und im ländlichen Raum errichtet werden, kann die Obergrenze dort aber bereits bei 0,2 liegen. Bauherren sollten sich unbedingt beim zuständigen Bauamt erkundigen. Die GRZ gehört außerdem in jeden Bebauungsplan.

Eine weitere, vom Gesetzgeber vorgeschriebene Richtgröße ist die Geschossflächenzahl (GFZ). Diese gibt das Verhältnis der gesamten Vollgeschoss-Fläche, die sich nach den Außenmaßen des Gebäudes berechnet, zur Fläche des Baugrundstücks an. Um den GFZ-Quotienten zu ermitteln, wird die Fläche des Baugrundstücks durch die Zahl aller Geschossflächen dividiert. Der Gesetzgeber hat diesen Richtwert eingeführt, um im Städtebau mehr Licht- und Sonneneinfall zu ermöglichen. Als abschreckendes Beispiel dienten die eng aneinander gebauten, hochgeschossigen Arbeitermietskasernen, die oft eine GFZ von 4,0 hatten. Heute befindet sie sich im Schnitt bei 1,0. Besonders bei eingeschossigen Bungalows, die aber eine große Außenwand und Raumhöhe besitzen, sollte diese Zahl berücksichtigt werden. Auch hier hilft es, sich an das örtliche Bauamt zu wenden.

Platz sparen durch cleveres Bauen

Damit sowohl GRZ als auch GFZ angemessen berücksichtigt und die erforderliche Gesamtgrundstücksfläche nicht zu teuer wird, sollte beim Entwurf des Bungalows einiges beachtet werden. Durch eine sinnvolle Kombination der Räume sowie den Aufbau eines kleineren Staffelgeschosses kann bereits Fläche eingespart werden. In der Raumkonzeption ist es sinnvoll, Schlaf-, Ess- sowie Badezimmer und Küche, um einen zentralen Eingangsraum anzuordnen. Auf diese Weise werden unnötige Flurgänge und Freiflächen vermieden. Vorteile bietet zudem ein Bungalow mit Flachdach: Dadurch kann die obere Freifläche für einen kleinen Garten oder eine Dachterrasse genutzt werden. Dafür ist jedoch auch eine Innentreppe notwendig, die die Baufläche wiederum etwas vergrößert. Hinzu kommt, dass gerade im Alter mehrere Hausgeschosse die Lebensqualität durch notwendiges Treppensteigen vermindern.

Denn ob als Californian Bungalow, Sommerfrische, Gartenhofhaus oder Staffelbau: Bungalows lassen sich sehr vielseitig gestalten. Unter Umständen können sie auch schrittweise ausgebaut und erweitert werden. Bei richtiger Planung bieten Bungalows hohen Wohnkomfort und große Gestaltungsfreiheit in jedem Lebensalter.

Regionales Immobilien Journal / Johannes Schüller

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