Eine bunte Mundart und mutige Sänger

Wohnen und Arbeiten im Landkreis Elbe-Elster

Im Jahr 2009 erhielt der Landkreis Elbe-Elster von der Bundesregierung den Titel „Ort der Vielfalt“. In der offiziellen Erklärung heißt es: „Demokratische Kräfte im Landkreis Elbe-Elster setzen sich in den letzten Jahren verstärkt für eine systematische Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus ein“. Es gab einen lokalen Aktionsplan, Tagungen und Beratung zu diesem komplexen Thema.

Erst nach der politischen Wende im Jahr 1989 entstand der Landkreis aus den (Land)-Kreisen Finsterwalde, Bad Liebenwerda und Herzberg. Damit sind auch schon die amtsfreien Städte mit den meisten Einwohnern genannt: In Finsterwalde wohnen 15.774 Menschen, in Bad Liebenwerda 9.254 Bürger und in Herzberg sind es 8.729.

Insgesamt gibt es im Landkreis 33 Gemeinden – darunter zehn Städte und eine amtsfreie Gemeinde. Generell sind die Einwohnerzahlen seit 1993 rückläufig, denn während 1993 noch 139.000 Menschen im Landkreis Elbe-Elster wohnten, waren es 2021 noch 101.000. Dieser erhebliche Bevölkerungsrückgang hat Auswirkungen auf das Zusammenleben und den Immobilienmarkt. Die Preise für Grundstücke sind seit Jahren eher rückläufig. Damit unterscheidet sich Elbe-Elster von vielen Landkreisen im Berliner Speckgürtel.

Eine bunte Mundart und mutige Sänger
© Jörg Blobelt

Der Landkreis liegt im äußersten Südwesten des Landes Brandenburg und grenzt westlich an das Bundesland Sachsen-Anhalt und südlich an den Freistaat Sachsen. Nördlich und östlich schließen sich Landkreise des Landes Brandenburg an: Teltow-Fläming, Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz. Der Landkreis Elbe-Elster ist hauptsächlich ländlich strukturiert. Die Verkehrsanbindung erfolgt über die Bundesstraßen B 87, B 96, B 101,
B 183 und B 169. Die Entfernung der Kreisstadt Herzberg zur Autobahn A 13 beträgt etwa 45 Kilometer. Zudem durchqueren den Landkreis die Bahnstrecken Leipzig-Cottbus – als West-Ost-Tangente, und die Verbindung Berlin-Dresden, als Nord-Süd-Tangente.

Wie bereits erwähnt, befindet sich der Landkreis Elbe-Elster im „weiteren Metropolenraum“ des Landes Brandenburg mit einem Schwerpunkt in der Landwirtschaft. Daneben gibt es eine Vielzahl kleinerer und mittelständischer Betriebe, während sich nur wenige größere Industriebetriebe angesiedelt haben. Eine Ausnahme bilden die in Finsterwalde ansässigen Firmen auf dem Gebiet der Metallverarbeitung, die auch überregional von Bedeutung sind. Einen weiteren Fokus legt der Landkreis auf sein historisches Erbe. Wie wohnt es sich in Finsterwalde, Bad Liebenwerda und Herzberg?

Die Sängerstadt Finsterwalde

Rausgeputzter Marktplatz, sichere Burg und ein imposanter Wasserturm: Finsterwalde hat einige Highlights. Und seit 2009 die Zusatzbezeichnung „Sängerstadt“. Finsterwalde liegt circa 112 Kilometer südlich von Berlin und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits 1282 unter der Bezeichnung „Vynsterwalde“ erwähnt, wurde die Tuchherstellung im Spätmittelalter zu einem wichtigen Wirtschaftszweig, während nach dem Zweiten Weltkrieg die Fahrradproduktion von Bedeutung war. Heute konzentrieren sich in und um Finsterwalde hauptsächlich Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie mit circa 1.500 Beschäftigten. Damit ist Finsterwalde in Südbrandenburg das Zentrum der Metall- und Elektroindustrie. Daneben ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig.

In diesem Bereich wurden in den vergangenen Jahren viele Dinge angestoßen. Der Sängerstadtregion e.V. betreibt die Touristeninformation im Auftrag der Stadt Finsterwalde mit mehreren Mitarbeitern. „Wir spüren, dass nicht nur das Interesse an der Sängerstadtregion wächst. Die Leute erkennen, dass sie von hier aus auch Dresden, den Spreewald oder das Lausitzer Seenland gut erreichen können.“ So der Geschäftsstellenleiter.

In den vergangenen Jahren hat sich Finsterwalde aktiv um die architektonische und städtebauliche Neugestaltung gekümmert. Der Erhalt von Altbauten stand dabei ebenso im Vordergrund wie die Errichtung neuer Begegnungszentren im öffentlichen Raum. Seit 1993 konnten nahezu 80 Prozent der Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen und 90 Prozent aller Vorhaben im öffentlichen Raum realisiert werden. Zur weiteren Förderung einer attraktiven Revitalisierung wurde Finsterwalde 2008 in das Bund-Länder-Programm „Aktive Stadtzentren“ (ASZ) aufgenommen und eine Fläche von 35 Hektar umfasst. Es gibt u. a. eine schnelle Beratung zu freien Immobilien in der Innenstadt.

Wer in Finsterwalde eine Wohnung mieten möchte, der zahlte 2021 im Durchschnitt 6,69 /m² im Neubau (errichtet nach 1991). Teilsanierte Wohnung wurden für 4,50 bis 6,50 €/m² Nettokalt angeboten. „Capital“ kommt für Finsterwalde auf eine gute bis sehr gute Bewertung der Wohnlagen. Im Detail heißt es: „Einfamilien- oder Doppelhäuser aus dem Bestand (älter als 3 Jahre) mit normaler Ausstattung werden im Schnitt für 908 €/m² zum Kauf angeboten, Neubauhäuser (nicht älter als 3 Jahre) kosten im Schnitt 1.258 €/m². Eigentumswohnungen aus dem Bestand (älter als 3 Jahre) werden im Schnitt zu 634 €/m² angeboten, Neubauwohnungen kosten in vergleichbaren Lagen im Schnitt 1.610 €/m².

Die Wasserstadt Bad Liebenwerda

Für die Einwohner und Geschäftsleute von Bad Liebenwerda war der 26. Mai 2018 ein ganz besonderer Tag, denn die Kurstadt erhielt eine weitere wichtige Auszeichnung: das „Q“-Siegel. Seither ist Bad Liebenwerda die erste Qualitätsstadt im Landkreis Elbe-Elster – die achte Qualitätsstadt Brandenburgs und die zwanzigste Qualitätsstadt Deutschlands.

Im Jahr 1925 bekam Liebenwerda den Zusatz „Bad“. Bereits um 1900 wurde der Kurbetrieb aufgenommen. Die Stadt Bad Liebenwerda ist somit einer der ältesten Kurorte Brandenburgs. Auch heute steht die Heilung und Erholung der Gäste im Mittelpunkt, denn idyllisch an der Schwarzen Elster gelegen, inmitten des Naturparks „Niederlausitzer Heidelandschaft“, ist die MEDIAN Fontana-Klinik Bad Liebenwerda, mit einer ganzheitlichen Behandlung, über die Region hinaus bekannt. Daneben gibt es die Lausitztherme „Wonnemar“ mit einem einmaligen Gesundheits- und Wellness-Angebot sowie das Epikur „Zentrum für Gesundheit“. Daneben wird Kultur großgeschrieben: Am Fuße des Lubwartturms befindet sich das Mitteldeutsche Marionettentheatermuseum. Es gibt viele andere Veranstaltungen in und um Bad Liebenwerda.

Die Verwaltung engagiert sich seit Jahren für eine attraktive Stadtgestaltung. Mit dem „Innenstadtfonds“ wurden seit 2014 bereits 40 Einzelprojekte unterstützt. In vielen Bereichen des täglichen Lebens ist Bad Freienwalde mit dem zwölf Kilometer entfernten Elsterwerda verbunden: Seit 1995 erfüllen die Städte die Aufgaben und Funktionen eines gemeinsamen Mittelzentrums in Funktionsergänzung: Während Bad Liebenwerda sich als Kurstadt positionierte, hat Elsterwerda ihre Funktion als Wirtschafts- und Schulstandort ausgebaut.

Zu Bad Liebenwerda gehören zahlreiche Ortsteile. Hier wohnen circa 9.254 Bürger. Im Jahr 2004 feierte die Stadt das Jubiläum 700 Jahre Stadtrecht. Es haben sich viele ältere Gebäude erhalten. Ein Highlight ist die Stadtpfarrkirche St. Nikolai mit ihrer bunten Flachdecke. Die zahlreichen Altbauten verleihen der Innenstadt eine besondere Atmosphäre. Für die überregionale Bekanntheit von Bad Liebenwerda sorgt die Getränkemarke Bad Liebenwerda der Rhön-Sprudel Gruppe, die mit zu den wichtigsten Arbeitgebern der Stadt gehört.

Für eine Wohnung zahlte man 2017 durchschnittlich 4,60 €/m² Nettokalt. Unsanierte oder teilsanierte Mietwohnungen wurde für 2,40 bis 4 €/m² angeboten. Bei sanierten Wohnungen lag der Preis pro Quadratmeter bei bis zum sechs Euro. Wer eine Wohnimmobilie erwerben möchte, der kann sich an der Information von „Capital“ orientieren: „Einfamilien- oder Doppelhäuser aus dem Bestand (älter als 3 Jahre) mit normaler Ausstattung werden zurzeit im Schnitt für 780 €/m² zum Kauf angeboten, Neubauhäuser (nicht älter als 3 Jahre) kosten im Schnitt 994 €/m². Eigentumswohnungen aus dem Bestand (älter als 3 Jahre) werden in vergleichbarer Lage im Schnitt zu 641 €/m² angeboten, Neubauwohnungen kosten in vergleichbaren Lagen im Schnitt 1.952 €/m²“.

Herzberg

Östlich des Vogelschutzgebietes Annaburger Heide gelegen, fließt durch Herzberg die Schwarze Elster. Während es bis nach Leipzig circa 75 Kilometer sind, liegt Berlin 115 Kilometer entfernt. Herzberg hat circa 8.729 Einwohner und blickt auf eine lange Geschichte zurück, denn im 12. Jahrhundert gegründet, wurde aus dem ursprünglich Hirschberg über Hirthsbergh, Hirzberg der heutige Name Herzberg. Zahlreiche historische Gebäude haben sich erhalten. Besonders beeindruckend sind die Villa Marx des Fabrikanten Wilhelm Marx von 1908, die Vereinsturnhalle mit Steigerturm von 1928, der Wasserturm am Wilhelm-Pieck-Ring von 1960 und die evangelische Stadtkirche St. Marien mit ihrem Deckengemälde aus dem 15. Jahrhundert. Auch viele Wohnhäuser aus dem 18. Jahrhundert wurden in den vergangenen Jahren denkmalgerecht saniert.

Wer in Herzberg und Umgebung bauen möchte, der findet auf der Internetseite von Herzberg unter Wirtschaft & Wohnen wichtige Kontaktdaten. Für Familien hat Herzberg einiges zu bieten, denn es gibt zahlreiche Vereine und Kulturgruppen. Von der Grundschule bis zum Gymnasium werden unterschiedliche Bildungsabschlüsse angeboten. Es gibt sechs Kita und auch ein Betreuungsangebot nach dem Schulunterricht. In Herzberg geht es das ganze Jahr eher beschaulich zu. Es überwiegen gute und mittlere Wohnlagen. Bei den Kaufpreisen ließ sich zum Stichtag 01.11.2016 folgende Entwicklung ablesen: „Einfamilien- oder Doppelhäuser aus dem Bestand (älter als 3 Jahre) mit normaler Ausstattung werden zurzeit im Schnitt für 865 €/m² zum Kauf angeboten, Neubauhäuser (nicht älter als 3 Jahre) kosten im Schnitt 992 €/m². Eigentumswohnungen aus dem Bestand (älter als 3 Jahre) werden in vergleichbarer Lage im Schnitt zu 472 €/m² angeboten, Neubauwohnungen kosten in vergleichbaren Lagen im Schnitt 1.670 €/m²“, so „Capital“.

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Landkreis Elbe-Elster von 2021 konstatiert das die Bodenrichtwerte für baureifes Land zum größten Teil leicht gestiegen sind. Somit können Sie sich den Traum vom Eigenheim in diesem besonderen Landkreis durchaus erfüllen.

Dr. phil. Carsten Schmidt

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